Deismus

Deismus
   (lat. = Gottesauffassung), jenes Denken über Gott, das an seiner Existenz u. Personalität festhält, auch die Welt mit ihren natürlichen Abläufen (”Naturgesetzen“) als seine Schöpfung annimmt, aber jedes weitere Eingreifen Gottes in diese Abläufe (Vorsehung, Wunder) u. jede übernatürliche Offenbarung ablehnt (der Sache nach schon im 14. Jh. vertreten: Gott als Uhrmacher der Weltuhr). Ausdrücklich trat der D. seit dem Ende des 16. Jh. in den unterschiedlichsten Zusammenhängen hervor u. lebt bis zur Gegenwart immer wieder auf. Er verfolgte berechtigte Anliegen: Läuterung der Religion von abergläubischen Vorstellungen u. von interessebedingten Manipulationen, Versuch einer Religionsverständigung (Toleranz); mit Recht lehnte er eine Vorstellung von Gott als Alles-Erklärer u. Lückenbüßer ab. Da im D. implizit oder explizit die Meinung vertreten wurde, Gott sei bei der Schöpfung nicht frei gewesen (Widersprüche im D. selber) u. da er die gnädige Zuwendung Gottes zu seiner Kreatur, also Gnade u. Offenbarung, ablehnte, wurde er vom I. Vaticanum 1870 verurteilt.

Neues Theologisches Wörterbuch. . 2012.

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  • Deïsmus — (v. lat., eigentlich vom Theismus nur insofern verschieden, als D. vom lat. deus, Theismus aber vom griech. ϑεός herkommt), 1) der religiöse Glauben, welcher das Dasein Gottes annimmt, Gott aber nur unter dem allgemeinen Begriffe der… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Deïsmus — (lat.), das System, das einen von der Welt nicht bloß geschiedenen (im Gegensatze zum Pantheismus), sondern auch verschiedenen, ihr äußerlich gegenüberstehenden Gott als letzte Ursache aller Dinge lehrt, aber (im Gegensatze zum Theismus) annimmt …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Deïsmus — (vom lat. deus) oder Theïsmus (vom grch. theós), im Gegensatz zum Atheïsmus der Glaube an einen Gott als den letzten Grund aller Dinge; der D. denkt diesen als Schöpfer, aber ohne nachmalige Einwirkung (durch Offenbarung und Wunder) auf die… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Deismus — Deismus, vom lat. deus oder Theismus vom griech. θέος heißt allgemein im Gegensatz zum Atheismus der Glaube an einen persönlichen Gott, näher jedes Lehrgebäude, welches einen außerhalb der Welt u. derselben unnahbar gegenüber stehenden Gott… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Deismus — Thomas Hardy: Joseph Haydn, 1791. Der österreichische Komponist beschrieb im Oratorium Die Schöpfung ein deistisches Weltbild: Gott erschuf die Erde, einschließlich des Menschen. Damit endet das Oratorium: Gott greift später nicht mehr in sein… …   Deutsch Wikipedia

  • Deismus — De|ịs|mus 〈m.; ; unz.; Philos.〉 religionsphilos. Anschauung, die aus Vernunftsgründen einen Weltschöpfer anerkennt, aber den Glauben an sein weiteres Einwirken auf das Weltgeschehen ablehnt [zu lat. deus „Gott“] * * * Deịsmus   [zu lateinisch… …   Universal-Lexikon

  • Deismus — De|ịs|mus 〈m.; Gen.: ; Pl.: unz.; Philos.〉 religionsphilos. Anschauung, die aus Vernunftsgründen einen Weltschöpfer anerkennt, aber den Glauben an sein weiteres Einwirken auf das Weltgeschehen ablehnt [Etym.: <lat. deus »Gott«] …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Deismus — De|is|mus der; <zu lat. deus »Gott« u. ↑...ismus> Gottesauffassung der Aufklärung des 17. u. 18. Jh.s, nach der Gott die Welt zwar geschaffen hat, aber keinen weiteren Einfluss mehr auf sie ausübt …   Das große Fremdwörterbuch

  • Deismus — De|ịs|mus, der; <lateinisch> (Gottesglaube [aus Vernunftgründen]) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Aufklärung — Daniel Chodowiecki 1791: Im Moment der Aufklärung, zu dem die Göttin der Erkenntnis, Minerva, das Licht spendet, finden die Religionen der Welt zusammen. Aufklärung steht im alltäglichen Sprachgebrauch für das Bestreben, durch den Erwerb neuen… …   Deutsch Wikipedia

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